Das Outdoor-Paradoxon: Naturfreunde sind latente Gefahrenträger für Natur und Klima
Wer gerne draußen in der Natur unterwegs ist, übersieht vor lauter Begeisterung oft die Tücken und Schäden von Outdoor-Abenteuern für Klima und Umwelt. Überspitzt gesagt: je mehr wir uns in der Natur bewegen, desto größer wird das Risiko, dass wir sie beschädigen. Um diesen paradoxen Effekt zu minimieren, sind bewusstere Entscheidungen über Outdoorziele und eingesetzte Materialien erforderlich.
Je länger wir vor unseren PCs, Tablets und Smartphones hocken (müssen), desto stärker wird die Sehnsucht nach draußen, am besten verbunden mit aufregenden Outdoor-Aktivitäten. Für den Ausstieg aus den Zwängen der eigenen vier Wände oder des Büros gibt es inzwischen zahlreiche Magazine, darunter sogar ein spezielles Inspirationsmedium für Naturevents in der Heimat: WALDEN von Gruner + Jahr, speziell für Männer konzipiert. Der redaktionelle Fokus: Abenteuer draußen vor unserer Haustür, frei nach dem Motto „ein Zeltwochenende im Harz oder eine Müritz-Tour mit Freunden ist genauso aufregend wie eine Husky-Tour durch Grönland“.
Unter Nachhaltigkeitsaspekten steckt in diesem Fokus auf die Heimat ein wichtiger positiver Umweltaspekt; denn wer im Inland urlaubt, fliegt nicht durch halb Europa oder noch weiter und verursacht im Vergleich dazu tendenziell weniger Emissionen. Was nicht heißt, dass der Urlaub im Inland gar keine verursacht, weil An- und Abreise mit dem PKW natürlich auch Treibhausgase freisetzt, aber in der Regel deutlich geringere als bei Mittelstreckenflügen(1). Outdoor-Abenteuer vor der eigenen Haustür sind also ein wichtiger kleiner Schritt in die richtige Richtung, sprich zu einer Minimierung des eigenen „touristischen Klima-Fußabdrucks“(2).
Ein weiterer Hebel zur Verbesserung der persönlichen Ökobilanz von Outdoor-Aktivitäten sind die Materialien von Bekleidung, Schlafsäcken, Zelten etc. Die eingesetzten High Tech-Stoffe mit wetterfestem Windschutz und atmungsaktiver Regenabweisung werden von den meisten Markenherstellern mit umwelt- und gesundheitsschädlichen Schadstoffen wie per- & polyfluorierenden Chemikalien (PFC) hergestellt(3). Der Einsatz von wärmenden Daunenfedern ist außerdem auch unter Tierschutzaspekten problematisch, wenn die Vögel mehrfach außerhalb der Mauser gerupft werden.
Wer also wirklich bei seinen Aktivitäten in der freien Natur geringstmöglichen Schaden für Umwelt und Tiere anrichten will, sollte sich um faire und grüne Outdoor-Kleidung bemühen. Hier einige Hinweise aus dem Buch „FAIRreisen“ von Frank Herrmann(4):
„Daunen: Alle Daunenprodukte von Patagonia sind mit Daunen hergestellt, für die Gänse weder lebendig gerupft noch zwangsgefüttert wurden.
Outdoormarken wie The North Face, Marmot oder Mammut planen, zukünftig nach dem Responsible Down Standard zu produzieren.
Faire Arbeitsbedingungen: die unabhängige Fairwear Foundation setzt sich für faire Arbeitsbedingungen und existenzsichernde Löhne in der Bekleidungsindustrie ein. Mitglieder sind unter anderen Mammut, Jack Wolfskin, Schöffel, Vaude und Deuter.“
Zum Schluss noch ein Tipp in eigener Sache: WALDEN ist nicht nur für Männer ein inspirierendes Medium, sondern auch für Frauen!
(1) Frank Herrmann, FAIRreisen, oekom verlag München, 2016, S. 53: Vergleich der Emissionen einzelner Verkehrsmittel im Personenverkehr 2014, gemessen in Gramm pro Personenkilomenter, weist für Pkw einen Wert von 142 und für Flugzeug von 211 aus
(2) Frank Herrmann, FAIRreisen, oekom verlag München, 2016, S. 48: der WWF (World Wide Fund of Nature) berechnet seit 2009 die Treibhausgase in kg, die auf das Gesamtpaket bestimmter Reisepakete entfallen und bezeichnet diese Werte als „touristische Fußabdrücke“
(3) Frank Herrmann, FAIRreisen, oekom verlag München, 2016, S. 288: Greenpeace konnte 2016 in 36 von 40 getesteten Outdoorprodukten (Kleidung, Rucksäcke, Zelte, Schlagsäcke) PFC nachweisen
(4) Frank Herrmann, FAIRreisen, oekom verlag München, 2016, S. 290