Warum Vergebung von Unfairness stark macht

Warum Vergebung von Unfairness stark macht

Nichts frustriert mehr als erlittene Unfairness. In so einem Fall ist es zunächst mal wichtig, diesem negativen Gefühl Ausdruck zu verleihen, denn Mobbing durch unfaire Aktionen muss immer angeprangert werden. Man sollte allerdings aufpassen, dass sich das Negative dabei nicht mental verfestigt oder sogar potenziert. Damit das nicht passiert, propagiert die Positive Psychologie nach dem Sturm der berechtigten Entrüstung den planvollen Übergang zur Vergebung, denn nur so kann der Frust konstruktiv überwunden werden. Die Fähigkeit zu verzeihen ist ein wichtiger Schlüssel zu positiven Gefühlen und Beziehungen.

Emma Seppälä, Science Director an der Universität Stanford und Autorin des Buches „The Happiness Track“(1) geht in ihrem Blog „Fulfillment Daily“(2) sogar noch einen Schritt weiter: Vergebung führt dazu, dass die Gefühle nach der Erfahrung von vergebener Unfairness positiver sind als vorher. Großzügige Nachsicht mit anderen stärkt außerdem erwiesenermaßen die Fähigkeit, neue Herausforderungen zu meistern: Studien zeigen, dass die Fähigkeit zur Vergebung dazu führt, kommende Anstrengungen als leichter und bezwingbarer zu empfinden und dass man mehr Zutrauen in die Bewältigung großer Aufgaben hat. Das alles erhöht das persönliche Wohlbefinden und Glücksgefühl. Kurzum: alles wird durch Vergebung leichter, vor allem für einen selbst.

Wer dagegen im Ärger verharrt oder sogar regelrecht darin versinkt, wird zunehmend schwächer. Und schlimmer noch: er trägt den Frust wohlmöglich noch in seine Familie oder in seinen Freundeskreis und versaut sich und anderen die Chance, eine schöne Zeit zu haben. Das setzt eine negative Abwärtsspirale in Gang, die Regeneration wird immer schwieriger. Neueste Tests zeigen sogar, dass Menschen, die nicht verzeihen können, erhebliche mentale und körperliche Gesundheitsschäden riskieren (3) und ihre Lebenserwartung senken(4).

Die gute Nachricht: die Bereitschaft und Fähigkeit zur Vergebung kann man trainieren. Dazu ist es notwendig, die entscheidenden Barrieren zu verstehen und systematisch zu überwinden:

1) Angst vor Wiederholung
Diese Überwindung dieser Angst braucht vor allem Zeit, in der der Verursacher einer Kränkung tätliche Beweise erbringt, dass er sein Fehlverhalten einsieht, bereut und bereits dabei ist alles zu tun, damit das nicht wieder vorkommt. Dazu gehört, sich den tieferliegenden Gründen für sein Fehlverhalten zu stellen und daraus neue Verhaltensmuster entwickelt. Nur so kann neues Vertrauen entstehen und die Angst vor Wiederholung auf Seiten des/der Gekränkten überwunden werden.

 

2) Selbstschutz
Wer schon häufiger gekränkt wurde, empfindet das oft als Schwächung der eigenen Position in der Beziehung zum Auslöser der Kränkung: hier das unterlegene Opfer, da der überlegene Bösewicht. Vergebung zu verweigern ist dann ein probates Mittel, um Kontrolle und Standing in dieser Beziehung zurückzugewinnen. Neue entschiedene Grenzsetzungen, die der andere aktiv akzeptiert, können diese Kontrolle zurückgeben und Vergebung schließlich doch noch möglich machen.

 

3) Angst vor Gesichtsverlust
Wer sehr abhängig von der Meinung anderer ist, will in deren Augen auf keinen Fall schwach, verletzbar oder mitleiderregend erscheinen. Vor einer solchen Schädigung der sozialen Reputation schützen sich viele, indem sie im Fall von unfairen Kränkungen demonstrativ eine Geste der Vergebung verweigern. Das ändert sich erst, wenn das eigenen Selbstwertgefühl autarker und weniger abhängig von anderen wird.

Der Schlüssel zu neuer Stärke liegt also im Verständnis für die Ursachen von Unfairness, in klaren Grenzsetzungen und Stärkung des eigenen Selbstwertgefühls.


(1) Emma Seppälä, THE HAPPINESS TRACK, HarperOne, 2016
(2) http://www.fulfillmentdaily.com/the-secret-to-keeping-your-cool-when-youre-really-mad/
(3) http://www.fulfillmentdaily.com/overcome-barriers-forgiveness/
(4) http://www.fulfillmentdaily.com/why-should-practice-forgiveness-even-when-really-hard-to/

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