Warum die Fair-Fashion-Boutiquen C&A dankbar sein sollten

Warum die Fair-Fashion-Boutiquen C&A dankbar sein sollten

Seit 11 Jahren stehen fair produzierte Produkte aus zertifizierter Bio-Baumwolle im Mittelpunkt der Nachhaltigkeitsstrategie von C&A. Genauso lange muss sich der Massenanbieter von Mode immer wieder kritische Nachfragen von puristischen Fair-Trade-Anhängern und -Anbietern gefallen lassen, die die Zertifizierung von C&A nicht streng und umfassend genug finden – anders, so der Verdacht, könne der günstige Preis nicht erklärt werden. Tatsächlich aber sollten gerade die Puristen dem Textil-Giganten dankbar sein, weil er dazu beiträgt, nachhaltig und fair produzierte Mode im Bewusstsein der Verbraucher aus der Nische herauszuholen. Dafür stellt er gerade wieder seine wichtigste Werbefläche zur Verfügung: die Schaufenster.

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Die werbliche Präsenz in den Fußgängerzonen ist ein wichtiger meinungsbildender Imagefaktor für Marken und Unternehmen: wer hier präsent ist, erreicht nicht nur eine hohe Kontaktdichte, sondern auch eine besondere Aktualität und Relevanz in der Wahrnehmung der Passanten. Deshalb sind beispielsweise City-Light-Poster gerade für die großen Modeanbieter zu Saisonbeginn der entscheidende Treiber für die neuen Sortimente.

Mindestens genauso wichtig: die Produktpräsentationen in den Schaufenstern. Sie geben Hinweise auf das, was den Anbietern wirklich wichtig ist: aktuelle Modetrends, internationale Topmarken, Preise … oder eben wie bei C&A die Nachhaltigkeit bestimmter Sortimentsteile. Dass C&A in seinen Schaufenstern gerade wieder einen klaren Fokus auf dieses Thema setzt, zeigt die Ernsthaftigkeit seiner strategischen Vision – unabhängig von Sortimentsanteilen. Denn keine Werbeplattform ist so wertvoll wie die eigenen Präsentationsflächen mitten im Strom der Fußgänger: hier wird der ultimative Kaufimpuls gesetzt.

Dabei geht es nicht nur um den Verkauf der Bio Cotton-Produkte von C&A, sondern um die Wahrnehmung der Marke insgesamt: C&A gelingt es, mit seiner Haltung ein Band zu den innersten Überzeugungen vieler Kunden herzustellen, die sich oft erst durch den günstigen Preis des Massenanbieters Bio&Fair-Fashion leisten können. Das strahlt auf das gesamte Sortiment ab: C&A zeigt Verantwortung für eine bessere Zukunft für alle, und über diese Vision erhält das Image der Marke eine entscheidende, produktnahe Schubkraft in Richtung Akzeptanz und Sympathie.

Der positive Nebeneffekt: das Engagement von C&A für Bio-Baumwolle pusht nachhaltig und fair produzierte Mode insgesamt. Wer also als 100%iger Fair-Fashion-Anbieter über einen Mainstreamer mit noch geringem Bio- oder Fair-Anteil die Nase rümpft, unterschätzt die meinungsbildende Schubkraft der Modegiganten für das Geschäft der Nischenboutiquen für Fair-Fashion: alles, was die Relevanz von Nachhaltigkeit in der Breite der Zielgruppe erhöht, nützt auch ihnen.

Im Übrigen ist jeder strenge Dogmatismus bei diesem Thema längst überholt. Das Zukunftsinstitut hat für 2017 als einen der großen Megatrends die sogenannte „Neo-Ökologie“ identifiziert: dabei geht es um einen Lifestyle, der sich über Attribute wie nachhaltig, bio & green, sharing & swapping, human, social, responsible, slow definiert, dabei aber einen erwachsenen „Öko-Pragmatismus“ praktiziert: jeder kleine Schritt in die richtige Richtung zählt, ganzheitlicher Dogmatismus ist eine Denke von gestern.

Insofern sollten die Anbieter von Fair-Fashion-Only die Synergien begrüßen, die große Modehäuser mit ihren kleinen Schritten in Richtung nachhaltig und fair produzierter Mode erzeugen. Mittelfristig könnte es sogar zu beiderseitigen Abstrahleffekten kommen: große Modeketten wie C&A pushen die allgemeine Akzeptanz, die Boutiquen die modische Trendkompetenz von Bio&Fair-Fashion.

Mögliche mittelfristige Option für C&A in diesem Szenario: ein eigenes Fair-Fashion-Label, das aktuelle Modetrends mit Fair-Trade-Produkten interpretiert. Das wäre der nächste logische Schritt für eine konsequente Nachhaltigkeitsstrategie im Modemarkt.

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